Mittwoch, 7. November 2018

Aus nächster Nähe

Heut`Nachmittag plötzlich ein Riesen-Hallo... Die Raben haben draußen ihr lautstarkes "Frühwarnsystem" vom Stapel gelassen. Ich hab nach draußen geschaut, als ich merkte, dass sie wie die Irren herum krähten. Der Himmel verdunkelte sich schier, weil die Raben durch irgendetwas aufgeschreckt wurden.
Als ich aus dem Fenster sah, entdeckte ich schließlich einen Habicht (oder Sperber), der über all dem Szenario kreiste. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnte: Er hatte sich bereits eine Taube zum Opfer auserkoren...

Kurze Zeit später... ein außergewöhnlich wildes Krächzen vor dem Fenster... Das Krächzen des Todes. :( Irgendetwas war geschehen... Und als ich das Fenster öffnete, um nachzusehen... da sah ich ES...

Der Habicht (Sperber?) hatte eine Taube erjagt und pickte auf dem Boden an ihr herum. 

Sowas passiert halt ständig in der Natur. Aber eben nicht direkt vor meinem Fenster.
Hätte der Greifvogel die Taube auch direkt kurz und schmerzlos getötet, hätte ich nicht das Problem gehabt, das ich ca. eine Stunde später noch hatte. Bevor ich einkaufen ging, sah ich, dass der Habicht seine Beute (die Taube) in mein Beet geschleppt hatte und sie zerrupfte und ihr Fleisch herauspickte...
Nicht so das, was man gerne sehen möchte, wenn man aus dem Fenster sieht, aber gut, ist eben die Natur... Da sollte man ja eh nicht so eingreifen und auch nich so zimperlich sein.
Ich ging also einkaufen... Und als ich zurück kam, hatte ich vor, den restlichen Kadaver der Taube aus meinem Beet zu "entsorgen".
Aaaaber...
Als ich aus dem Fenster sah, traute ich meinen Augen kaum:
Der Habicht war weg, aber die arme Taube war noch in meinem Beet... Zerfleddert...
AAABER... sie schien noch zu atmen. Der Flügel bewegte sich im regelmäßigen Atemrhythmus. 

DAS... WAR... DEFINITIV...ZU...VIEL...FÜR...MEINE...NERVEN!!!

Ich konnte das nicht ertragen!

Was dann folgte, kann und möchte ich hier gar nicht in allen Einzelheiten wiedergeben. Mein Puls war ständig auf... äh... so ca. 200??? Mein Gesicht brannte... Mein Mund war ausgetrocknet wie die Sahara.
Ich kontaktierte sogar den Vogelschutzbund. Leider konnten die in dem Moment auch nicht wirklich helfen. Die zufällig vorbei kommende Tierärztin, die in der Nachbarschaft wohnt und eine Straße weiter praktiziert, hatte leider auch nur pampige, abweisende und unempathische Worte übrig, blaffte mich nur an. Kein Mitgefühl. Keine Hilfe. Kein Herz. Sie sah einfach zu, dass sie weg kam, hatte es eilig, in ihre Praxis zu kommen. WEN interessiert schließlich eine sterbende Taube???!!!

Am Ende blieb alles an mir hängen und an einem Nachbarn, der sich zu guter Letzt erbarmte und die Taube (auf mein Geheiß hin) endgültig ins Jenseits beförderte. Wir hatten alle beide Schuldgefühle. Ich, weil ich es leider gesehen hatte und nicht mehr mit ansehen konnte, dass diese zerschundene, blutende und traumatisierte Taube am Leben blieb und ER, weil er es eben durch meinen Hinweis, auch nicht mit ansehen konnte. Die Bauarbeiter (Landschaftsgärtner) vor dem Haus waren zu feige. Ich auch.
Der Nachbar hat es GETAN. (Die Landschaftsgärtner liehen uns immerhin einen Hammer.)
Ich habe schon lange nicht mehr so geweint, wie heute. 

Ich danke dem Nachbarn für seinen Mut, den ich nicht aufbringen konnte, in dem Moment.
Für die Taube habe ich eine Kerze angezündet und ein feines Räucherstäbchen. Möge sie ihren Frieden im Taubenparadies finden. 

Ab morgen werfe ich keine Körner mehr für die Tauben aus dem Fenster. Ich werde sie verjagen. Zu ihrem Schutz. Und zu meinem. So etwas möchte ich nie wieder erleben. 
Und der "Master Of Desaster", also der Habicht, wird sich leider ein anderes Jagdrevier suchen müssen. 

Es gibt ein Foto... ich werde es aber nicht hochladen. 

© Text: Petra Illenseer

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