Samstag, 14. Juli 2018

Im freien Fall...

Jetzt hab ich es also, das Hundetrainer-Zertifikat, auf das ich so hart hingearbeitet habe. 

Dass ich diese Ausbildung unter den gegebenen Umständen hingekriegt habe, grenzt für mich an ein Wunder. Bin froh, dass ich das nun hinter mir habe. Nicht, weil die Ausbildung so schrecklich war, im Gegenteil... die war super! Aber sie kostete mich sehr viel Kraft und ich zweifelte nicht nur ein Mal, ob ich den Weg überhaupt zu Ende gehen kann.


Ich dachte die Ausbildung, die Arbeit mit den Hunden, würde mich aus der Depression holen, aus dem Schmerz. Aber dem ist nicht so.

Und jetzt?
Das Zertifikat hängt im Moment im Flur. Da seh ich es jeden Tag und wundere mich, dass ich mich nicht viel mehr darüber freuen kann.
Es müsste sich doch BESSER anfühlen, es endlich zu haben.
Hm. Tut es aber nicht! Aber okay... Zertifikat hin oder her, die Erfahrung kann mir keiner nehmen. Diese Ausbildung war im Grunde hilfreicher als jede andere Therapie. 

Ich kann aus gesundheitlichen Gründen nach wie vor nicht arbeiten.
Mein Rentenantrag wurde abgelehnt. Musste Widerspruch einlegen und nun sogar Klage einreichen. 

Meine Anwaltskanzlei fordert 150,- € Selbstbeteiligung.
Ich bekomme aktuell weder Krankengeld, noch Arbeitslosengeld (Ansprüche sind ausgeschöpft, wie es so schön heißt).
Habe seit Ende Mai kein (KEIN!) Einkommen mehr.
Nur Ausgaben.
Die Krankenkasse fordert einen Beitrag von monatlich ca. 180,- € (auch wenn ich nachweislich kein Einkommen habe).
Das nennt sich Pflichtversicherung (ich nenne es Zwangsversicherung, aber egal).
Jetzt sitze ich mit rezidivierenden Schweißausbrüchen über den Hartz-IV-Antragsformularen. 
Kommende Woche möchte ich den Antrag endlich abgeben.
Die Geldbestände schwinden. Die Stimmung sinkt. Nichts hilft!
Die Ärzte sind lange schon ratlos, können nicht helfen. Nun wurde mir ein erneut ein Antidepressivum "aufgenötigt". Ich müsse was gegen die Depression tun. Da die Verzweiflung groß genug war, nehm ich es, seit ca. einem Monat. Seither fühl ich mich von Tag zu Tag antriebsloser und erst so richtig depressiv. Ich schlafe schlecht, die Schmerzen sind nach wie vor präsent. Äh?!? Ich mein, das Zeug bringt mir absolut keinen Vorteil, stattdessen aber jede Menge Nachteile. Super, jetzt hab ich neben der Depression auch noch lästige Begleiterscheinungen. Den Beipackzettel habe ich bewusst gar nicht erst gelesen. Ich will das Mittel ausschleichen, am besten absetzen. 

Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man sich auch noch die "wohlmeinende Ärzteschaft" vom Hals halten muss! Geht´s noch?

Keiner da draußen hat eine Ahnung, wie es mir wirklich geht.
Alle denken, dass ich schon klar komm, dass es mir doch eigentlich gar nich so schlecht geht.
Immerhin kann ich aufrecht gehen und ich seh' auch nich' aus, wie eine, die chronische Schmerzen und 'ne Depression hat... 

Die unbequeme Wahrheit will keiner hören. 
Die Wahrheit darüber, wie der Sozialstaat mit Menschen umgeht, die krank werden und nicht schnell genug wieder "auf die Beine kommen"...

Das sind so Themen, über die man irgendwie nicht spricht in Zeiten der ach-so-erfolgreichen "Glücksformel-Apostel", die auf alles eine Antwort haben. Man müsse nur die "richtigen" Gedanken denken und so. Man macht quasi einfach nur "irgendwas falsch" wenn man krank ist.

Es ist keine Schwäche, zuzugeben, dass man leidet, dass man keine Kontrolle darüber hat, wie es einem geht. 















© Text und Bilder: Petra Illenseer


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