Dienstag, 7. Februar 2017

Bodenlos

Bei N.D. Walsch habe ich gelesen, dass man darüber sprechen soll, wenn man schwierige Zeiten durchlebt. Man solle sich mitteilen, sich bewegen um nicht allein an diesem oft so düsteren Ort verharren zu müssen.
Ich tu mir immer noch schwer damit, weil ich Angst habe, den Leuten damit auf die Nerven zu gehen, sie mit meiner Situation zu überfordern.
Ich will meine Mitmenschen nicht als „Klagemauer“ missbrauchen. Aber ich kann auch nicht immer so tun, als würde ich heldenhaft alle Stürme des Lebens siegreich lächelnd bewältigen. 
Niemand da draußen ahnt auch nur, wieviele Tränen ich weine. Tränen der Heilung, wie ich hoffe.

...kauere ich manchmal
Gott
in der Ecke wie ein Tier,
das den Donner nicht versteht,
das den Blitz nicht versteht...“ (bei Em Claire geklaut.)

Jetzt schreib ich es eben wieder mal aus mir raus und du kannst selbst entscheiden, ob du es lesen möchtest oder nicht. Ich will kein Mitleid heischen. Ich will mich nur mitteilen. Möge es anderen Menschen, die gerade schwere Zeiten durchmachen, dabei helfen, sich nicht so alleine zu fühlen. 

In letzter Zeit haben die Schmerzen wieder zugenommen. Alles fällt mir schwer. Auch ganz banale Dinge, wie kochen, abspülen, Wäsche aufhängen, einkaufen gehen...
Es geht mir nicht darum, mich über mein Schicksal zu beklagen und ja, ich weiß, dass es schlimmere Schicksalsschläge gibt.
Ich habe nicht ALLES verloren. Nur meine Arbeit, meine Gesundheit, die Unbeschwertheit... und die Hoffnung schwindet auch allmählich dahin.
Aber bin ich dankbar, für meine warme Wohnung, Kleidung, Nahrung und dass ich mein Lachen noch nicht gänzlich verloren habe.
Man wird bescheiden.
Der Schmerz, der mich dazu zwingt, mein bisheriges Leben komplett in Frage zu stellen, soll angeblich auch was Gutes haben, ein Geschenk soll er sein. In manchen Momenten kann ich das nur leider ganz und gar nicht so sehen. Ich hadere, bin wütend, verzweifelt, hoffnungslos, genervt... von diesem Quälgeist, der mich so triezt. Tag für Tag für Tag... 

Nach außen hin versuche ich weiterhin so zu tun, als wäre alles so halbwegs okay.
Ich geh auf´s Amt, fülle Formulare über Formulare aus. Beantworte zig Fragen zu meiner Gesundheit. Nehme Arzt- und Therapietermine wahr, stelle brav meinen REHA-Antrag, erledige, was zu erledigen ist und harre der Dinge, die da kommen mögen.

Ich habe wieder angefangen zu meditieren, um meinen aufgewühlten Geist zu beruhigen, befasse mich mit den Prinzipien der buddhistischen Psychologie und versuche mich in Mitgefühl und liebender Güte zu üben, komme schädlichen Gedanken auf die Schliche und versuche sie aufzulösen.
Ich mache brav die wunderbaren 18-Harmonie-Übungen aus dem Qi Gong.
Dehne und strecke meine Muskeln.
Zwinge mich, spazieren zu gehen, auch wenn ich mich eigentlich nicht recht aufraffen kann. Aber die Natur tut immer gut. Also geh ich. Einfach gehen. Ziellos. 
Und oft mache ich auch einfach mal NIX. 

Aber da ist auch Angst. Was will dieses Leben von mir? Was will der Schmerz von mir? Was will er mir sagen? 
Dieser Veränderungsprozess fühlt sich bedrohlich an.
Das Leben hat angeblich was Besseres für mich auf Lager. Aber ich frage mich ersthaft, wann ich da endlich was davon bemerke. Naja, die Verwandlung von einer Raupe in einen Schmetterling mag sich für die Raupe auch nicht unbedingt immer gut anfühlen. Keine Ahnung. Es heißt, alles was du brauchst, hast du bereits in dir. Es ist nicht in den Dingen „da draußen“ zu finden.

Weißt du, wie es sich oft anfühlt?
- Wie ein Sprung ins Bodenlose. Wie Bungeejumping ohne Seil.
Aber wenn man ins Bodenlose springt, braucht man ja eigentlich keine Angst zu haben, denn ohne Boden kein Aufprall.
Vielleicht trägt mich das Leben ja doch? 
Hat es das nicht immer getan?

Guten Flug!

PS: Letzte Nacht hab ich vom Dalai Lama geträumt. Das bedeutet ja vielleicht was Gutes, wenn man von so einem grundguten Wesen träumt. :) 


Ach ja, auch sehr inspirierend - der Blogeintrag von Melanie Pignitter auf ihrer "Honigperlen"-Seite:

http://www.honigperlen.at/2016/10/schmerz-lass-nach-mein-weg-zurueck-ins-leben/


© Text und Bild von Petra Illenseer

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