Donnerstag, 22. Januar 2015

Steh zu deinem "Sprung"

Ich habe eine so schöne Geschichte über einen indischen Wasserträger gehört, die ich hier gerne teilen würde. Eine Geschichte, die uns ermutigen soll, uns genauso anzunehmen wie wir sind. Auch wenn wir vielleicht den ein- oder anderen "Sprung" aufzuweisen haben. 

Wie sang Leonard Cohen so schön? - "Forget your perfect offering. 
There is a crack in everything. 
That´s how the light gets in."

Aber jetzt zur Geschichte: 



Ein Wasserträger in Indien besaß zwei große Töpfe, von denen jeder an einem Ende des Stabes hing, den er quer über den Schultern trug. Einer der Töpfe hatte einen Sprung und während der andere Topf makellos war und nach dem langen Weg vom Fluss immer eine komplette Ladung Wasser ablieferte, kam der rissige Topf nur halbvoll an. Dies ging so täglich zwei Jahre lang und der Träger lieferte immer nur eineinhalb Töpfe voll Wasser zum Haus seines Herrn.
Natürlich war der makellose Topf stolz auf seine Fähigkeiten und hielt sich für wie geschaffen zum Wasser tragen. Der arme rissige Topf jedoch schämte sich für seine Unzulänglichkeit und war unglücklich, weil er nur die Hälfte von dem leisten konnte, zu dem er eigentlich geschaffen worden war. Nach zwei Jahren des für ihn bitteren Versagens, sprach er eines Tages am Fluss zu dem Wasserträger: „Ich schäme mich und möchte mich bei dir entschuldigen.“
„Warum entschuldigen? Und wofür schämst du dich?“
„Die letzten zwei Jahre konnte ich nur die Hälfte des Wassers abliefern, weil durch den Sprung in meiner Seite das Wasser während des gesamten Rückweges zum Haus deines Herrn heraustropfte. Wegen meiner Unzulänglichkeit musst du arbeiten, ohne den vollen Lohn für deine Mühen zu bekomme.“ sagte der Topf.
Dem Wasserträger tat der alte rissige Topf leid. Voller Mitgefühl sagte er: „Wenn wir zum Haus des Herrn zurückkehren, möchte ich, dass du auf die wunderschönen Blumen entlang des Weges achtest.“ Tatsächlich, als sie den Berg hinaufgingen, sah der alte Topf wunderschöne Wildblumen am Wegrand. Das munterte den Topf auf.
Doch am Ende des Weges fühlte sich der Topf immer noch schlecht, denn er hatte wieder die Hälfte seiner Ladung verloren und er entschuldigte sich erneut für seinen Fehler. Der Träger sagte zum Topf: „Hast du bemerkt, dass die Blumen nur auf deiner Seite des Weges wuchsen, nicht aber auf der Seite des anderen Topfes? Das ist so, weil ich immer von deinem Sprung wusste und so säte ich Blumen auf deiner Seite des Weges und jeden Tag, wenn wir vom Fluss zurückkehrten, hast du sie gegossen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken um den Tisch meines Herrn zu dekorieren. Wärst du nicht so, wie du bist, hätten wir uns nicht an den schönen Blumen erfreuen können.  

:-)

© Bild von Petra Illenseer

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