Freitag, 31. August 2012

Wunderbar sinnlos



Wenn man sich schlagartig bewusst wird, dass das Leben im Grunde überhaupt keinen Sinn haben muss, um gelebt zu werden, dann kann das entweder ein ziemlicher Schock sein, oder aber auch eine große Erleichterung. Vielleicht klingen diese an einem sehr regnerischen Tag niedergeschriebenen Worte ein wenig arg düster, aber so sind sie gar nicht gemeint. 


 

Hat es dir schon mal schier die Sprache verschlagen, wenn du irgendwo fernab einer großen Stadt, nachts den klaren Sternenhimmel betrachtet hast? Ist es nicht einfach atemberaubend, wenn man sich plötzlich dieser Unendlichkeit gegenüber sieht und diese Tiefe wahrnimmt? Wie bedeutungslos wird da plötzlich das eigene Dasein. Hat es je eine Bedeutung gehabt?
Ich dachte mal, es hätte eine. Vielleicht hat es auch eine und ich kenne sie nicht. Aber das macht auch nichts.

Das Leben lebt uns einfach und hat es immer schon getan. 
Wir sind sozusagen eine "vom Leben gespielte Figur" im Theater des Lebens. :-)
Aber der Verstand ist gierig und beharrt darauf, dass es doch gefälligst einen Sinn haben muss, wenn das große "ES" einen schon hier haben will. 

Macht sich eine Stockente Gedanken darüber, warum sie hier ist und was es für einen Sinn hat?
Wohl nicht. 
Und ich hab noch nie eine frustrierte Stockente gesehen. 
Erst gestern habe ich wieder mal das rege Treiben der Enten beobachtet. 
Frustriert oder unzufrieden haben sie jedenfalls nicht ausgesehen. :-)

Aber wir machen uns unendlich viele Gedanken darüber, ob das Leben einen Sinn macht und wenn ja, welchen. Und was wir uns nicht alles ausdenken, um unser Dasein zu rechtfertigen. Darin sind wir unendlich kreativ. 
Einer denkt, er muss seinem Leben durch den Dienst am Nächsten seinem Leben einen Sinn geben. Der andere meint er müsse erfolgreich sein und viel Vermögen anhäufen. Wieder ein anderer hat sich auf die spirituelle Suche begeben um die Erleuchtung zu finden. (Oder sie ihn. ;-))
Der nächste meint, er müsse berühmt und von allen verehrt werden, 
um sich unsterblich zu machen. Aber am Ende verrottet auch er "six feet under" oder seine sterblichen Überreste gehen in Flammen auf.  
Nichts bleibt. 
In den Gedanken der noch Lebenden wird er noch eine Weile herumspuken, 
bis auch das nachlässt. 

Zugegeben, das mag vielleicht ein wenig düster klingen,  
aber im Grunde liegt eine große Freiheit darin, das Leben einfach um des Lebens willen zu leben, ohne dem ganzen einen künstlichen Sinn zu verpassen. 
Das Leben wollte uns eben einfach hier haben. Grundlos!
Jeglicher Grund, der mir genannt wird, warum wir hier sind, ist für mich nicht mehr als ein gedankliches Konstrukt, eine in Gedanken erschaffene Geschichte, ein manchmal verzweifeltes Ringen darum, sein Dasein zu rechtfertigen oder seine eigene Wichtigkeit und Bedeutung hervorzuheben. 
Mehr nicht.
In Wirklichkeit ist da einfach nur das LEBEN mit all seinen Wundern und wenn
wir das in seiner Einfachheit und Direktheit, und wenn es nur für einen kurzen Moment ist, einfach wahrnehmen können, dann ist da überhaupt kein Problem in Sicht, sondern da ist einfach nur DAS WAS IST. 
Zu behaupten, dass das Leben keinen Sinn hat und dennoch fassungslos und staunend zu sein über die unendliche, wunderbare Vielfalt und Schönheit, die das Leben zu bieten hat, ist für mich kein Widerspruch. 

Und wenn du ganz und gar nicht damit einverstanden bist mit dem, was hier geschrieben steht, dann macht das auch nichts, denn dein Nicht-Einverstanden sein ist genauso okay wie alles andere auch. 
Und selbst wenn du empört behaupten würdest, dass ALLES einen Sinn macht, dann würde ich dir sogar recht geben, denn es ist genauso wahr. :-) 

Und vergiss nicht: Letztlich sind das alles nur niedergeschriebene Gedanken. 
Bedeutungslos! :-)

© Text und Bild von Petra Illenseer

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